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Die Buch-Macher

Wie entsteht ein Buch? Die OÖN blickten im Verlag Ennsthaler hinter die Kulissen und waren dabei, als ein Buch über Enns entstand.

Das Büro von Verlagschef Christoph Ennsthaler (40) ist weniger mondän, als man es erwarten würde: ein Computer, ein paar Bücherregale, ein Fenster mit Blick auf den Hinterhof. Doch hier, im ersten Stock über der Buchhandlung am Stadtplatz in Steyr, entstehen jährlich zehn bis 15 neue Bücher.

Ennsthaler ist einer der wenigen Verlage in Oberösterreich, die in der Buchproduktion noch fast alles selbst machen – Planung, Lektorat, Grafik, Vertrieb und sogar Verkauf im eigenen Geschäft. „Es ist faszinierend, ein Produkt herzustellen, in dem sich so viele Gedanken kumulieren“, sagt Ennsthaler. Er ist seit 2016 Geschäftsführer des Verlages. Bereits der Großvater betrieb eine Buchhandlung in Steyr und verlegte in den 60er-Jahren die ersten Bücher. „Ich bin mit Büchern aufgewachsen“, sagt Ennsthaler.

Doch wie geht das nun mit der Buch-Macherei? Wie wird aus einer Idee ein Druckwerk? Ennsthaler ließ die OÖN hinter die Kulissen blicken, als das neue Ennser Stadtbuch „Blick auf Enns“ entstand.

Die Idee: „Am Anfang muss es den Willen geben, ein Buch zu machen“, sagt Ennsthaler. Im Fall Enns lag dieser bei der Stadtge-ist nicht lang genug für Liebe und Kunst.“  „Das letzte Enns-Buch war 1996 erschienen“, sagt Waltraud Paukner, die das Buchprojekt für die Stadt koordinierte. „Aber seither ist viel passiert. Das wollten wir dokumentieren.“ Bürgermeister Franz Stefan Karlinger suchte ein Team zusammen, Themen wurden definiert, ein Redakteur mit dem Schreiben der Texte beauftragt, Fotos gesichtet. Schließlich billigte der Gemeinderat das Projekt.

Die Kalkulation: Im November 2019 kamen die Ennser mit ihren Ideen zu Christoph Ennsthaler. Ihm gefiel die Idee sofort. Gemeinsam legte man die Stoßrichtung fest: kurze Texte, viele kleine InfoHappen, schöne, teils historische Fotos. Für die gewünschte aufwändige Aufmachung des Buches plante Grafiker Thomas Traxl einen goldenen Umschlag mit Prägeschrift. Da die Stadt einen Großteil der Auflage von 1700 Exemplaren abnimmt, fiel Ennsthaler in diesem Fall die Kalkulation leicht. Im Normalfall wird streng gerechnet: Wie hoch sind die Fixkosten (wie Fotos, Lektorat, Grafik, Druck, Werbung und Vertrieb)? Wie viel Stück sollen gedruckt werden? „In der Regel liegt die Startauflage zwischen 1000 und 3000 Stück“, sagt der Verleger, der sich auf Regionalund Sachbücher spezialisiert hat. Pro Buch wird üblicherweise ein mittlerer vier- bis mittlerer fünfstelliger Betrag investiert. Doch woher weiß Ennsthaler, an welches Buch er sich wagt? „Da braucht es verlegerisches Gespür“, sagt er und gibt zu: „Nicht jedes Buch wird ein Renner.“ Wichtig für die Entscheidung seien Faktoren wie die aktuelle Themenlage und die Kompetenz des Autors. Auswahl besteht jedenfalls genug, sagt der Verlagschef: „Pro Jahr bekommen wir 200 bis 300 Manuskripte angeboten.“

Das Schreiben: Sind sich Verlag und Autor einig, wird ein Vertrag unterzeichnet. In der Regel ist der Autor umsatzbeteiligt: Er erhält rund zehn Prozent des Ladenpreises, 35 bis 40 Prozent gehen an die Buchhandlungen. Für die Ennser ging’s jetzt ans genaue Ausformulieren ihres Textes. Dafür hatten sie bis Juli Zeit.

Die Manuskriptabgabe: Nun begann die Intensivphase im Verlag. Lektorin Sabine Thöne prüft den Text mehrfach: Ist der Aufbau schlüssig? Ist der Text verständlich? Gibt es Fehler? Für das Enns-Buch erstellten der Verleger, der Grafiker und die Lektorin im Juli Musterseiten für das Layout. Im Normalfall wird ein Buch jetzt im Verlagskatalog beworben, die Handelsvertreter stellen es den Buchhändlern vor. „Ihre Vorbestellungen sind wichtige Gradmesser, ob ein Buch Interesse weckt“, sagt Christoph Ennsthaler.

Die Satzreife: Nach mehreren Korrekturschleifen zwischen den Autoren und dem Lektorat erreichte das Ennser Manuskript Mitte August die Satzreife. Nun konnte der Layouter Seite für Seite gestalten. „Das machen wir erst, wenn der Text fertig ist, um nicht nachher das Layout ändern zu müssen“, so Ennsthaler. Im Fall Enns dauerte das sechs Wochen und bereitete Koordinatorin Paukner viel Arbeit: „Aus den geplanten 100 Fotos wurden 200.“ Nebenbei schrieb Ennsthaler den Druckauftrag aus und entschied sich für eine Druckerei in Tschechien, mit der er öfter kooperiert: „Der Druck ist vor allem wegen des Umschlages anspruchsvoll.“ Im Normalfall kalkuliert der Verlag vor Drucklegung noch einmal ganz genau und legt Auflage, Titel, Seitenzahl, Preis, Cover und Verbreitung fest.

Die Druckreife: Von Anfang Oktober bis Anfang November wurde das Buch in Tschechien gedruckt. „Ich hoffe, ich finde im fertigen Exemplar keine Fehler mehr“, sagt Paukner und lacht. Auch Ennsthaler ließ der Augenblick, als er am Mittwoch das erste Buch in Händen hielt, nicht kalt: “Dieser Moment wird immer aufregend bleiben”, sagt er. “Es ist der Kristallisationspunkt aller Bemühungen.

Source- nachrichten.at

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